Kolumbien Teil 2

18.08. - 24.08.2012   - 515 Km

Pässe stempeln ging fix, aber dann ging’s los. Der Zoll hatte schon Feierabend, eigentlich…Eine sehr nette junge Frau, die auch irgendwas mit dem Zoll zu tun hatte, erklärte uns, dass am Wochenende immer schon um 16 Uhr Feierabend sei – und das an einem Grenzübergang!! Aber sie machten eine Ausnahme und zu zweit erledigten sie den Fahrzeugimport für 6 Motorräder in verhältnismässig kurzer Zeit. Aber dennoch war es stockdunkel, als alles erledigt war.

So rollten wir zu sechst durch die Nacht, Blitze zuckten am Himmel und wir dachten an die Warnungen: du sollst NIE nachts fahren, erst Recht nicht im Grenzgebiet!! Zum Glück war Maicao, die erste Stadt nur 12 Km von der Grenze entfernt und wir fanden ein echt nettes Hotel mit einem schönen und grossen Innenhof. Bei einem eiskalten Bier beobachteten wir von der Dachterasse aus das Gewusel auf der Strasse und sahen, dass fast jeder Sprit nach Kolumbien schmuggelte…

Netter Parkplatz

Morgens knallte wieder die Sonne erbarmungslos auf uns herab und wir fuhren durch recht eintönige Landschaft. An einer Strassenbar machten wir eine Colapause, aber an eine Unterhaltung war nicht zu denken, so laut war die Musik. Irre!!! Genau gegenüber war noch eine Bar, doch auch aus der dröhnte die Musik in Maximallautstärke. Werner wünschte sich eine kleine Schauer, so als Abkühlung. Und tatsächlich, kaum rollten wir wieder, fielen die ersten Tropfen vom Himmel. Zwei Minuten später war alles wieder vorbei, doch wir sahen schon das dunkle Grau, auf das wir zufuhren. Bald öffnete sich der Himmel und es goss genau so, wie man sich eine tropische Regenschauer vorstellt.

Wenns mal etwas länger dauert: mach eine Bananenpause!

An einer der zahlreichen Verkehrsberuhigungsschwellen ging dann Werners BMW aus – mitten in einer riesigen Pfütze. Erst nach etlichen Startversuchen liess sich der Boxer wieder zum Leben erwecken. Bei der Fahrt durch die Randgebiete Santa Martas konnte man denken, man sei in Rio oder Afrika – hier lebten die Armen in unglaublichen Hütten, vor denen sich riesige Müllberge auftürmten. So etwas hatten wir bisher noch nicht in Kolumbien gesehen. Nur 5 Km später das andere Extrem: in dem beliebten Ferienort Taganga war alles piko bello und wir suchten lange nach einer vernünftigen Unterkunft.

Karibische Kids

Kaum hatten wir das einfache Zimmer auf der Dachterasse bezogen, begann es wieder zu regnen. So stark, dass das Wasser unter der Tür in unser lief und der gesamte Fussboden einem kleinem See glich…Als Entschädigung spielte nebenan ab 22 Uhr die Musik – die Disco hatte geöffnet! Dank Fliegennetz am glaslosen Fenster konnten wir alles ausgezeichnet verstehen….

Darüber freuen sich Jungs: Rund, schwarz und günstig - endlich!!

Keiner von uns wollte hier noch einen Tag bleiben, denn auch der Ort quoll über: es war mal wieder ein langes Wochenende und dementsprechend zog es die Menschen aus den Städten ans Meer. In Santa Marta kauften wir einen neuen Vorderreifen für Bernds KTM, die Auswahl war nicht riesig, aber der Pirelli MT60 gut und günstig. Gleich gegenüber war Reifenflicker, der für kleines Geld den Reifen wechselte.

...und im Schatten sitzende Mädels auch!!

Vulkanisiermaschine: TÜV???

KTM in der Überzahl!!! Yeah!!

Hier trafen wir noch auf Helmut, der mit seiner KTM 990 Adventure auch auf dem Weg nach Cartagena war. Sieben grosse, beladene Motorräder am Strassenrand, das hat man nicht alle Tage!  Hier verabschiedeten wir uns von Axel und Suse, die sich mit einem Engländer treffen wollten, der Axels Suzuki DR 650 kaufen wollte.

Schwitzen genau so wie wir: Müllmänner in Santa Marta

Zusammen mit Claudia und Werner legten wir bei sommerlichen 38 Grad die restlichen 240 Km bis nach Cartagena zurück und fuhren zielstrebig zum Amber Hostal – dem Treffpunkt der Motorradfahrer in Cartagena. Mit vereinten Kräften wurden die Motorräder die wenigen Stufen hochgeschoben und um die zwei engen Ecken getragen – perfekt! Im Innenhof parkten schon zwei BMW’s mit belgischem Kennzeichen – Ils und Johan warteten auch auf das Ablegen unseres Bootes – der Stahlratte.

Ils und Johan, auf BMW 650 GS und BMW 1150 GS unterwegs durch die Amerikas

Cartagenas Clock Tower

Wir erkundeten in den nächsten Tagen das heisse, aber sehr schöne Cartagena. Die wirklich sehenswerte Altstadt mit ihren vielen kleinen Gassen und Strässchen luden zum bummeln ein und unzählige teure Restaurants warteten oft vergebens auf Gäste.

Der Nabel der Welt?

Altstadt - schön bunt...

Eismann

Ein Hauch von Afrika...

So Haare hatte ich auch einmal...

Grosse Schuhe und grosse Festung - Cartagena

Wir erkundeten in den nächsten Tagen das heisse, aber sehr schöne Cartagena. Die wirklich sehenswerte Altstadt mit ihren vielen kleinen Gassen und Strässchen luden zum bummeln ein und unzählige teure Restaurants warteten oft vergebens auf Gäste.

Stadtbus einmal anders

Werner und Claudia, die ja eigentlich auf dem Weg nach Feuerland sind, wollten sich den einmaligen Karibiktrip nicht entgehen lassen. So buchten auch sie die Überfahrt nach Panama und liessen ihre BMW’s für die Zeit im Amber Hostal stehen – so einfach kann das sein!

Schattenparker im Amber Hostal

Warum steht nur ein Bier auf dem Tisch???

Nummer Eins rollt in die Gummiratte....

Am 22.8. kam dann Ludwig, der Kapitän, zu uns ins Hostal und gemeinsam ging es zum Zoll. Das war nach nur 10 Minuten erledigt und nachmittags fuhren wir mit unseren Motorrädern zum Verladesteg. Werner und Claudia begleiteten uns im Taxi, das unser gesamtes Gepäck transportierte. Am Steg angekommen, sahen wir die Stahlratte etwa 150 Meter entfernt vor Anker liegen. Fast im selben Moment tauchte auch schon die Gummiratte auf, das Schlauchboot mit Aussenborder hielt auf unseren Steg zu.

Käptn Ludwig freut sich...

Zuerst wurde unser Gepäck zum Schiff gebracht und dann war es soweit: Johans BMW 1150 GS war die erste, die ins Schlauchboot gerollt wurde. Einmal gerade hingerückt, Ludwig setzte sich drauf und schon verschwand die Gummiratte mit einer ordentlichen Bugwelle voraus. Mit einem Kran wurde das Motorrad an Bord gehievt und die Gummiratte kam zurück. Man sah sofort, dass die Crew genau wusste, was sie da machen und so hatten wir keinerlei Bedenken, als unsere KTM’s aufs Schlauchboot rollten und gen Stahlratte verschwanden.

Mit der Gummiratte und Vollgas auf zur Stahlratte!

Nach einer Stunde war alles verladen und wir fuhren mit einem kleinen Taxi zu sechst (plus Fahrer) zurück ins Hostal. Den letzten Abend an Land verbrachten wir sechs auch gemeinsam und gingen recht früh ins Bett, da wir schon um 7:30 Uhr am Hafen sein mussten.

Ein letztes Frühstück im „Gato Negro“ und mit ’nem Taxi zum Hafen, das restliche Gepäck in die Gummiratte gegeben und ab zur Migration. Hier trafen wir dann auch zum ersten Mal unsere Mitreisenden, Ludwig liess unsere Pässe stempeln und wieder zurück zum Hafen.

Es war soweit, wir verliessen das kolumbianische Festland und damit auch den südamerikanischen Kontinent: nach 10 Monaten und 37.000 Kilometern sagten wir Südamerika „Adios!“ Die 109 Jahre alte „Stahlratte“ wartete schon auf uns und wir freuten uns darauf, durch die karibische See nach Panama zu segeln!!

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Unser Fazit: Kolumbien war ein perfekter Abschluss für Südamerika, besonders die freundlichen Menschen hier haben es uns angetan - aber immer noch kein Vergleich mit den Russen, die sind nach wie vor für uns die Nummer 1 in der Welt!!

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