Bolivien

11.04 - 18.05.2012  -  3299 Km

Kalt war es, die Kälte der Nacht lag noch über dem Altiplano, als wir die wenigen Meter vom Hotel zur Grenzstation zurücklegten. Ein paar LKW und zwei Busse warteten hier schon. Die Chilenen teilen sich das Grenzgebäude mit den Bolivianern, so etwas verspricht immer kurze Wege und wenig Chaos. Die Ausreise war in zwei Minuten erledigt, auch der bolivianische Einreisestempel fand wunschgemäss seinen Platz in einer kleinen, noch freien Ecke des Passes. So langsam müssen wir aufpassen, dass die Grenzer nicht einfach wild drauflos stempeln, wir haben ja noch einige Grenzen vor uns. 

Der Papierkram für die Motorräder war eigentlich auch kein Problem, da eine nette, Englisch sprechende Beamtin uns alles erklärte. In einem kleinen, schwer zu findenden Büro mussten die KTM’s ins bolivianische Computersystem eingetragen werden. Dieses Büro versteckte sich neben ein paar Markständen und natürlich wiess kein Schild auf die kleine, unscheinbare Baracke hin. Drinnen herrschte das totale Chaos, zwei Schreibtische, zwei Computer und überall, auch auf dem Fussboden lagen Papiere! Ein junger Mann war der „Jeffe“ und eigentlich wäre alles ganz schnell erledigt gewesen, wenn nicht alle paar Minuten die Internetverbindung zusammen gebrochen wäre. So dauerte das Eintippen der Motorraddaten eine geschlagene Stunde!!!

Auch bei Heidis KTM steht jetzt eine 2 ganz vorne!!

Endlich mit allem fertig, war es schon Mittagszeit und wir probierten die erstbeste Garküche aus. Es gab Reis, Kartoffeln, ein Stück Lamafleisch dazu und die gemeinsame Salatschüssel stand mitten auf dem Tisch, jeder der Gäste, meist LKW Fahrer, bediente sich. Lecker! Da wir unbedingt tanken mussten, steuerten wir die einzige Tanke im Ort an, aber leider gab es kein Benzin. In ca. 100 Kilometern sollte es Benzin geben, sagte der Tankwart, oha, das konnte eng werden!! Auf sehr guter und neuer Asphaltstrasse rollten wir über das bolivianische Altiplano auf gut 3800 m Höhe. In dem kleinen, staubigem Kaff war aber die Tankstelle auch Trocken, die Zapfsäulen waren mit Planen verhangen, Mist! Im Dorf fanden wir nach einiger Sucherei dann einen kleinen Lebensmittelladen, der auch Gasolina, also Benzin hatte. Der Liter kostete mit 5 Bolivianos etwas mehr als an der Tanke (hier: 3,7 Bolivianos, also 40 Eurocent), aber hier konnten wir unsere Tanks endlich auffüllen!

Vollgetankt ging es auf Schotter weiter, aber sicher ist in einigen Jahren auch das letzte Stück bis nach Ororu geteert. Der Weg bis nach Ororu verlief unspektakulär, wenn man mal davon absieht, dass wir beide fast unter die Räder eines Busses kamen. Der kam uns, in eine Megastaubwolke gehüllt, in einer Rechtskurve entgegen. Dummerweise aber auf unserer Seite, und mit einem gehörigem Tempo noch dazu. Wirklich ausweichen konnten wir auch nicht, nur noch geringfügig korrigieren. In meinem Spiegel konnte ich nur noch sehen, wie Heidi in der dichten Staubwolke verschwand und erst einige Sekunden später tauchten ihre Umrisse wieder schemenhaft auf. Gott sei Dank! Heidi konnte den Bus regelrecht spüren, da waren allerhöchstens ein paar Fingerbreit Luft gewesen…

Strassenhändlerin in Ororu

In Ororu, einer hässlichen Stadt, die nichts zu bieten hat, fanden wir ein kleines, sauberes Hospedaje, wie die billigen Absteigen in Bolivien heissen. Das „Cobacabana“ befand sich in unmittelbarer Nähe zum Markt – und damit auch zu den günstigen Garküchen. Pollo y Papas, also Hühnchen und Pommes stand bei allen ganz oben auf der Speisekarte, die Portion für 15 Bolivianos, also 1,60 Euro. Dazu noch eine leckere, scharfe Salsa Pikante und eine Coca Cola, perfekt! In Ororu sahen wir keine Touristen, aber dafür umso mehr Frauen mit weiten Röcken und den lustigen, kleinen Hüten auf dem Kopf.

Strassenmarkt in Ororu

Nach 230 langweiligen und kalten Kilometern kam dann endlich La Paz in Sicht, oder besser gesagt, wir erreichten El Alto. El Alto war vor einigen Jahren noch ein Stadtteil von La Paz, ist aber heute eine eigene Stadt mit knapp einer Million Einwohnern. El Alto liegt auf 4100 m Höhe und wir mussten an einer Tankstelle eine heftige Hagelschauer abwarten. Fast 5 cm hoch war die Strasse mit Schnee bedeckt und es wurde unangenehm kalt. Zudem regnete es weiter und nach kurzer Zeit waren die Strassen unter dem schlammigen Wasser kaum noch zu erkennen. Unser Ziel lag im Süden der Stadt und damit einige hundert Meter tiefer gelegen. Wenn man von El Alto nach La Paz abfährt, kann man eindrucksvoll die Abbruchkante des Altiplano sehen, echt der Hammer! In dem kleinen Ort Mallasa, auf nur noch 3300 m gelegen, erreichten wir das Hotel Oberland. Dieser Platz hat bei Globetrottern einen sehr guten Ruf, denn hier kann man neben dem Hotel zelten und doch alle Annehmlichkeiten mitbenutzen. Auf dem Campinggelände standen schon einige Geländewagen, Wohnmobile und ein Unimog. Auch die beiden BMW’s von Norbert und Ute, die wir im Januar in El Chalten in Argentinien getroffen hatten, parkten hier.

Bei so vielen anderen Reisenden gab es natürlich viel zu erzählen, und da einige auch aus dem Norden kamen, wurden die neuesten Erfahrungen und Geschichten ausgetauscht. Wir nutzten die Tage im Oberland für den Service an unseren Motorrädern, Wäsche waschen und auch unsere Webseite wurde wieder auf Vordermann gebracht. Nebenbei durchstreiften wir La Paz, und wir müssen sagen, die Stadt gefällt uns!! Viel weniger chaotisch als erwartet, auch der Verkehr ist nicht schlimm, wenn man mal von den allabendlichen Staus stadtauswärts absieht...

Auf zur Strasse des Todes!!!

Dann kam der 20.April 2012, unser erster Hochzeitstag. Was machen an so einem Tag? Da dieser Tag ja noch länger in unserer Erinnerung bleiben soll, machten wir eine organisierte Tour. Und wohin?? Genau! Zum Camino de la Muerte, der berühmten Strasse des Todes! Früh morgens um 6:30 Uhr standen wir in der Mountainbike Agentur „El Solario“, bekamen unsere Hosen, Jacken, Helme usw. verpasst und wenig später schon quälte sich unser Toyotabus durch das morgendliche La Paz. Langsam aber stetig gewannen wir an Höhe und bald schon sahen wir die riesige Stadt von oben, auch der Verkehr wurde weniger. Die Strasse schraubte sich bis auf fast 4700 m Höhe, wir erreichten den La Cumbre genanten Pass und hier begann unser Abenteuer auf der „Strasse des Todes“.

Nur nicht weiterrollen...

Jeder bekam ein mehr oder weniger passendes Fahrrad und unser Guide erklärte die Funktionsweise der Bremsen ;-) Einige der Teilnehmer waren sicher noch nie vorher auf Schotter bergab gefahren, wie wir schon bald merken sollten. Bei bestem Wetter ging es erstmal knappe 30 Kilometer auf Teer bergab. Hier liessen wir die Bikes schon ordentlich fliegen, unser Guide vorne weg, ein Argentinier aus Ushuaia und wir beide bildeten die Spitze. Am Abzweig zur eigentlichen Todesstrasse mussten wir einige Zeit auf den Rest unserer Truppe warten, was soll das erst auf Schotter werden? Es gibt zig Agenturen, die diese MTB Trips anbieten, unsere schien die preiswerteste zu sein, und, wie sich später noch herausstellte, auch eine der schnellsten! Unser Guide hatte ordentlich Spass dabei, und war sicher auch froh, dass wir nicht die ängstlichsten oder langsamsten waren. Diese „gefährliche“ Strasse ist nicht viel anders als andere Gebirgsstrassen in Südamerika, ihren Namen hat sie aus der Zeit, als hier noch der normale Verkehr floss, der aber seit gut sechs Jahren auf einer neuen, zweispurigen und asphaltierten Parallelroute unterwegs ist. Wobei, jedes Jahr sterben durchschnittlich 16 Mountainbiker bei dem Abenteuer „Strasse des Todes“…

Unsere Truppe am besten Fotospot

Mit dem Rad machte es schon ordentlich Spass, unter den Wasserfällen durch zu fahren, aber, wenn man nach unten sah, dann….ja dann weiss man, woher die Strasse ihren Namen hat. Auch die zahlreichen Kreuze zeugen von einer gefährlichen Zeit. Nach 30 Schotterkilometern war unser Spass vorbei und auf 1200 m Höhe war es tropisch warm. 60 Km und fast 3500 Höhenmeter hatten wir zurück gelegt und dabei die unterschiedlichsten Vegetationszonen der Anden kennengelernt. Weitaus anstrengender war die Rückfahrt nach La Paz, denn die Beinfreiheit im Toyotabus war echt knapp bemessen….

Am 25.4. feierten wir unser einjähriges Reisejubiläum, mal mit einer etwas besseren Küche, denn im Oberland bekommt man ein ausgezeichnetes Essen, auch wenn es über unserem Budget lag….Drei Tage später standen wir dann mitten in der Nacht am Flughafen in El Alto, dem höchstgelegen Verkehrsflughafen der Welt. Um 1:15 Uhr landete der Flieger aus Lima in Peru und wir nahmen unsere Freunde und Trauzeugen Ronni und Bigi in Empfang, die schon fast 24 Stunden unterwegs waren.

La Paz liegt hinter uns, auf dem  La Cambre, 4700 Meter

Mit dem Taxi ging es zurück ins Hotel, wo wir uns in unser Zelt verkrochen und die beiden es sich in einem Zimmer mit Traumaussicht bequem machten. Nach dem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Collectivo nach La Paz, wir hatten für die beiden einen Suzuki Geländewagen reserviert, den wir abholen wollten. Leider sprach in der Autovermietung keiner englisch und so dauerte das ganze seine Zeit, bis wir zu viert im Suzuki sassen und zurück zum Oberland fuhren. Dort wurden erstmal die Mitbringsel ausgepackt und Bernd konnte seinen defekten WP-Stossdämpfer gegen einen neuen „gebrauchten“ austauschen. Auch das GPS an Heidis KTM hatte die Segel gestrichen, aber dank des perfekten Service von Touratech hielten wir ein Austauschgerät in unseren Händen! Super, vielen Dank! Ganz besonders haben wir uns natürlich über die lieben Zeilen und Bilder von unseren Eltern und Freunden gefreut, ist halt doch noch etwas anderes als eine E-Mail.

Noch haben alle gut lachen...

Sonntagmorgens ging es dann gemeinsam auf den Weg, wir vorneweg und Ronni und Bigi im Suzuki hinterher. Wir durchquerten La Paz und erreichten den La Cumbre Pass, noch im schönsten Sonnenschein. Doch schon bald fuhren wir in Wolken und es begann zu nieseln. Auf der neuen Strasse (gegenüber der Todesstrasse) fuhren wir ins Tal Richtung Dschungel. Coroico war unser Ziel und auf Kopfsteinpflasterstrasse ging es noch mal 10 Kilometer bergauf. Von Ute und Norbert hatten wir den Tipp für ein Hostal und so fuhren wir zielstrebig weiter bergauf. Das Sol y Luna liegt traumhaft am Berghang, nur leider gab es Wetterbedingt keine Sicht auf die umliegenden Berge, kalt war es dazu auch noch. Als Entschädigung konnten wir einen Kolibri beobachten und es gab ein sehr leckeres Essen mit den Geräuschen des Dschungels als Begleitmusik.

...Wasser ist keine Seltenheit...

Es regnete die ganze Nacht und so gestaltete sich die Abfahrt nach Coroico sehr sehr rutschig – zum Glück erreichten wir sturzfrei die feste Schotterpiste in der Talsohle. Der Regen hatte aufgehört und wir nahmen die Todesstrasse noch einmal unter die Räder. Im unteren Teil konnten wir die Talblicke noch geniessen, weiter oben jedoch holte uns der Regen wieder ein. So tasteten wir uns mühsam durch den Nebel und warteten auf den Gegenverkehr. Die Mountainbiker waren nicht sehr schnell unterwegs, zu schlecht war die Sicht und auch der Untergrund war nass und damit recht rutschig. Im Nebel ist die Strasse des Todes noch mystischer und auch die Kreuze am Wegesrand sprechen eine klare Sprache. Wer hier nicht aufpasst, hat verloren….

Die Kreuze sprechen für sich...

Fast geschafft!

Gute Aussicht?? Heute nicht..

Nach zahlreichen Fotostopps erreichten wir wieder die Asphaltstrasse und erst auf der Passhöhe kam die wärmende Sonne endlich wieder zum Vorschein. Diesmal durchquerten wir La Paz auf der Stadtautobahn und auch das immer verstopfte El Alto lag bald schon hinter uns. In einem kleinen Ort fanden wir eine günstige und saubere Unterkunft, nur der starke Geräusche produzierende Wasserhahn störte die ruhe der Nacht. Wenig später stoppte uns die Polizei, wir seien zu schnell gewesen. Ein Polizist kam mit der Radarpistole in der Hand, die 98km/h anzeigte, zu mir. 98km/h??? ist nicht möglich, da wir ja immer nur 80km/h fahren erklärten wir ihnen. Sie liessen nicht locker wir diskutierten lange, bis es Bernd zu bunt wurde. Schnell war der Laptop ausgepackt und der Track vom GPS heruntergezogen. Ein Polizist sagte was von „modern Technologie“ und sie staunten schon, als wir ihnen zeigten, wie schnell wir wirklich gefahren waren! Aber sie wiesen immer noch auf ihre Laserpistole, made in the USA, wie sie betonten. Wir schlugen ihnen vor, eine Testfahrt zu machen, damit sie noch einmal lasern konnten. Natürlich zeigte die Messung das korrekte Ergebnis an, war ja auch zu erwarten. Bernd sollte zu einer zweiten Vergleichsfahrt starten, mit einem rotem Fähnchen, dass er schwenken sollte, wenn er die 80 Km/h erreicht hatte, aber da kam der Chef der Truppe. Ihm war es wohl doch zu blöd und er hatte sicher auch gemerkt, dass sie von uns nichts bekommen konnten! Haut ab! Na klar, aber gerne doch….

Unser Team vom Frühstück

Schon bald nach dem Abzweig in Richtung Cochabamba änderte sich die Landschaft die sehr gute Strasse schraubte sich stetig bergauf. Mal wieder hiess der Pass „La Cumbre“ – der Hohe, zu Recht bei fast 4496 Metern Höhe. Hier tauschten Heidi und Ronni die Fahrzeuge, das Grinsen in seinem Gesicht bei der kurvenreichen Abfahrt konnte man sich gut vorstellen.

Einige Kilometer hinter Cochabamba suchten wir uns eine Unterkunft, doch die beiden Hospedajes waren geschlossen, nur ein 5 Sterne Hotel gab es noch im Ort. Fünf Sterne??? Hier auf dem Land??? Die Zufahrt sah nicht so aus, aber das Hotel sah von aussen auch nicht nach absteige aus – dummerweise waren aber alle Türen und Tore verschlossen. Auf unser Klopfen hin wurde uns geöffnet und wir wurden abgewiesen. Es war schon dunkel, da ist die Suche nach einem  Platz für die Nacht noch schwieriger, aber dann kam die Chefin und liess uns herein. Im riesigen Empfangssaal stellte sie vier Stühle für uns hin und erklärte uns, dass das Hotel gerade renoviert werde, was man unschwer erkennen konnte. Sie richteten ein Zimmer für uns her, den Geräuschen nach zu urteilen, schleppten sie Betten aus anderen Räumen durchs Hotel….Wir bekamen ein nettes Zimmer mit vier Betten und es kostete nur 4 Euro pro Nase, für bolivianische 5 Sterne voll ok!

Nicht selten, Meerschweinchen

Man konnte es  kaum glauben, dass wir hier auf der Hauptstrasse nach Santa Cruz, der Hauptstadt Boliviens, unterwegs waren. Wenig Verkehr, tolle Aussichten und dann ein Schild: Ciudad del Inca, 25 Km. Die Überreste der ehemals grössten Inkastadt Boliviens liessen wir uns nicht entgehen. Auf einer ruppeligen Kopfsteinpflasterstrasse erreichten wir nach einer steinigen Flussdurchfahrt Incallaqta. Auf einem schmalen, typisch mit Steinen befestigten Weg erreichten wir die alten Mauern, Häuser und Plätze. Ganz allein durchstreiften wir die Ruinenstadt, in der früher einmal tausende Menschen gelebt haben.

Alte Inkamauern

Wieder auf der Hauptstrasse änderte sich bald der Untergrund, aus Teer wurde Schotter und wir zogen lange Staubfahnen hinter uns her. Im kleinen Suzuki rappelte es und der Wagen sprang mehr oder weniger unkontrolliert über die Piste. Die schlängelte sich kurvig an Bergflanken entlang, immer wieder genossen wir die grandiosen Ausblicke auf die wilde bolivianische Berglandschaft. Die kurz zuvor noch bestaunten Wolken, die wie Wasser über einen Berg quollen, hüllten uns und die schmale Erdpiste bald völlig ein. Die Sicht wurde immer schlechter, unsere Visiere beschlugen und das überholen der sich langsam vorantastenden LKWs wurde zum Nervenkitzel. Endlos scheinende Kilometer später hatten wir die Wolke wieder verlassen und wir konnten die Vegetation im Nebelwald bestaunen. Sehr grün war alles, kein Wunder, der Name Nebelwald kommt nicht von ungefähr.

Wolkenfluss - der Nebelwald erwartet uns

Im letzten Licht des Tages erreichten wir über eine super geil zu fahrende Schotterpiste den kleinen Ort Comarapa, hier fanden wir ein nettes Hospedaje. Hungrig wie wir waren zog uns der Duft von gegrilltem Fleisch in ein kleines Restaurant. Hier gab es Schaschlik, fast wie in Russland! Mit kaltem Pacena Cerveca spülten wir unsere staubigen Kehlen wieder frei und erfreuten uns später an der lauwarmen Dusche. Die Duschen in Südamerika waren unseren beiden Freunden nicht ganz geheuer, denn hier wird ja üblicherweise einfach ein elektrischer Durchlaufduschkopf montiert, vom dem zwei angerödelte Kabel zu einer Sicherung führen….es kann aber durchaus schon mal vorkommen, dass es etwas kribbelt beim duschen oder beim Hahn zu drehen….

Eines der Highlights, die Ruta del Che

Vallegrande erreichten wir auf einer der besten Strassen, die wir bisher in Südamerika unter unseren Stollen hatten. Wie eine Bergrennstrecke, mit perfektem Asphalt und in perfekten Radien konnten wir hier endlich einmal unsere Reifen wieder „rund“ fahren. In Vallegrande besuchten wir das Che Guevara Museum, denn hier in der Nähe war für lange Jahre sein Grab, besser gesagt, hier wurde seine Leiche verbuddelt und erst 1997 wieder freigelegt und ordentlich begraben. Bolivien hatte gemerkt, dass viele Touristen aus aller Welt kamen und den Ort, an dem Che begraben liegt, besuchen wollten. So wurde auf dem Friedhof ein Gedenkstein aufgestellt und in dem kleinem Museum kann man vieles über das Leben und den Tod Che’s erfahren.

Wir folgten der „Ruta del Che“, einer anfangs recht ruppigen Schotterpiste, die durch unwegsames Gebirge führt. Hier in den Bergen hatten sich damals Che und seine Kameraden versteckt gehalten. An einem Bergkamm erreichen wir den Abzweig nach La Higuera. Ab hier beginnt eine noch kleinere, einspurige Piste, die uns zu dem kleinen Ort führt, in dem Ernesto „Che“ Guevara 1967 erschossen wurde…

El Comandante Amigo

Nur eine Handvoll Häuser stehen hier, und wir stoppen am erstbesten. Wir landen einen Glückstreffer und finden im „Los Amigos“ bei zwei französischen Althippies einen Traumplatz. Es gibt ein ausgesprochen leckeres Churry und so stärken wir uns, bevor wir uns im Ort etwas umsehen. Die alte Schule, in der Che erschossen wurde, beherbergt heute ein kleines, aber feines Museum. Gleich nebenan, auf dem kleinen Dorfplatz steht ein Denkmal mit dem Abbild Che’s. Was vielleicht nicht alle wissen, Che war auch Motorradreisender, darüber gibt es einen sehenswerten Film: „Motorcycle Diaries“.

Saludos, Che

Zurück auf dem richtigen Weg führt uns die einsame Piste Kilometerweit abwärts, bis auf 900 m geht es runter. Hier unten ist es warm, fast schon tropisch! Doch das ist bald wieder vorbei, denn die Piste führt uns dann ebenso kurvig und staubig wieder hoch in die Berge, auf rund 3000 Meter. In dem kleinen, trostlosen Dorf am Pass machen wir eine leckere Käsepause, dazu gibt es frisches Brot. Zig Kilometer weiter erreichen wir die Hauptstrasse, die eigentlich asphaltiert sein sollte, aber denkste! Es wird fleissig gebaut, aber von Teer noch keine Spur. Uns stört es nicht, im Gegenteil. Auf der guten und breiten Piste können wir endlich mal wieder Gas geben und auch der vierte und fünfte Gang kommen mal wieder zum Einsatz.

Des einen Freud, des anderen Leid, so könnte man das beschreiben, was Ronni und Bigi im Suzuki erleiden mussten. Sobald sie über 50 oder 60 Km/h kamen, begann der kleine Suzuki sein Eigenleben, nicht grad zur Freude der beiden. An der ersten Tankstelle seit ewigen Zeiten bekamen wir anstandslos Benzin, und das auch noch zum Normalpreis. Seit 2012 müssen alle Tankstellen des Landes den dreifachen Preis bei ausländischen Fahrzeugen verlangen. Tatsächlich aber passiert das nur recht selten, zum Glück. Denn ob 40 Eurocent oder 1,10 Euro ist schon ein erheblicher Unterschied! Manchmal klappte es auch, wenn man etwas Trinkgeld gab und so haben ja beide etwas davon.

Potosi mit dem “reichen” Minenberg

Nach der Tanke fing dann auch der lang erwartete, schöne, neue und glatte Asphalt an, unsere Begleitcrew freute es! Sucre, die „Weisse Stadt“ Boliviens, erreichten wir erst im Dunkeln, aber auch so sah man, dass Sucre ein netter Ort war. Im Hostal trafen wir auf Claudia und Werner, mit denen wir in San Pedro in Chile einige Tage verbracht hatten. Die beiden besuchen fleissig die Sprachschule, wir schlagen uns so durch ;-)

Potosi, die Mienenstadt war nach recht kurzer Fahrt am nächsten Tag erreicht, wenn man mal von der Pause beim Reifenflicker absieht. Schon seit einigen Tagen hatte Bernd’s Vorderrad einen schleichenden Luftverlust, so langsam wurde es Zeit mal einen Gomera aufzusuchen. In Potosi war es viel kälter, auch die Kraft der Sonne konnte uns kaum wärmen. Eigentlich wollten wir hier eine Mienentour machen, aber leider sind sonntags keine Führungen. Naja, wir gönnen den armen Mineros, die ja alle noch Kinder sind, sehr gern ihren freien Tag. Bernd, der ja auch mal „Unter Tage“ gelernt und gearbeitet hat, war schon etwas traurig – aber so ist es auf Reisen: man kann nicht alles sehen!!

Allgegenwärtig: Lamas und ihre Artverwandten

In Potosi gab es abends lecker Pizza - anschliessend fanden wir eine Bar, wie Heidi sie nannte. Gedämpftes Licht, rote Tapete und rote Vorhänge, Bilder von unbekleideten Girls hinter den angedeuteten Fenstern…wir sassen in einem Separee, bekamen Glühwein (!!!) zu trinken, serviert in der Thermoskanne! Das nervige war aber der Karaoketeil, denn wir sassen in einer (getarnter Puff?) Karaokebar!! Einige selbsternannte Gesangstalente krächzten durch die Kneipe, dass einem hören und sehen verging! Dieter Bohlen hätte seine wahre Freude gehabt!!

Pause auf dem Altiplano

So verliessen wir das arg verschachtelte Potosi und durch schöne Altiplanolandschaft fuhren wir gen Uyuni. Die letzten 20 Kilometer waren Baustelle – es wird viel getan in Bolivien! Überhaupt, wir waren überrascht, hatten wir doch nur von schlechten Strassen gehört, dem müssen wir heftig widersprechen!!!

Nicht mehr weit!!

Kurz vor Uyuni verliessen wir die Berge und die Wüstenstadt am Rande des grossen Salars lag vor uns ausgebreitet. In Uyuni merkte man deutlich, dass die Stadt in der Wüste liegt. Sandige Strassen, Staub überall und dabei konnten wir noch froh sein, dass es ein fast windstiller Tag war! Wir bekamen wieder Sprit zum Normalpreis und in einer kleinen Garküche gab es die Nationalspeise Boliviens: Pollo y Papas, Hünchen und Pommes….Wir füllten unsere Wasservorräte auf und verliessen auf einer üblen Wellblechpiste Uyuni. Zwanzig schnelle Kilometer später wies ein Wegweiser nach links: „SALAR, 5 KM“. Wenig später breitete sich vor uns der grösste Salzsee der Welt aus, der Salar de Uyuni.

Nur keine Angst, das Salz hält...

Allerdings trennte uns noch ein gut 100 Meter breiter Wassergürtel vom festen, salzigen Untergrund. Viele Spuren führten in das Salzwasser, doch welche war die richtige??? Zum Glück kam ein Bus und machte einen weiten bogen um die Spuren, die direkt vor uns ins Wasser führten. Ortskenntnis ist halt durch nichts zu ersetzen!! So folgten wir dem Bus, und siehe da, das Salzwasser war nicht tief, aber man fuhr halt wie durch einen grossen See, komisches Gefühl. Gut nur, dass der Untergrund hart war, denn auch Ronni und Bigi hatten einige Bedenken, dass der Leihwagen auf ewige Zeit im Salz steckenbleiben würde….

...man kann auf der Sitzbank stehen...

Die ersten Meter auf dem neuen, unbekannten Untergrund waren noch komisch, aber bald schon fühlte es sich nur noch so an: der pure Wahnsinn!!!!!!!!!!!!!!!!!! Nach ein paar Kilometern erreichten wir das Salzhotel, komplett aus Salz gebaut! An einer Fensterscheibe hinterliessen wir unseren Aufkleber und gemeinsam ging es raus in die weisse, unendliche Weite des Salars. Was für ein Gefühl! Unbeschreiblich, fast wie schwerelos kam es uns vor. Man kann es noch am ehesten mit dem fahren auf den endlosen Sandebenen in der Sahara vergleichen, auch da kommt man sich so klein vor. Und man verliert sehr schnell die Orientierung, es ist halt alles weiss! Ok, am Rande des Salars sieht man einige Berge, an denen man sich orientieren kann, oder halt mit dem GPS. So fuhren wir noch ca. 20 Km raus, und schlugen weit abseits der „Hauptpiste“ unser Lager auf.

...den Sternenhimmel beobachten...

Es herrschte die totale Stille, kein Geräusch, kein Wind, einfach nur nichts! Fast schon unheimlich….es war noch einige Zeit bis zum Sonnenuntergang und den nutzten wir für unzählige Fotos, klar, was denn auch sonst!? Doch als die Sonne verschwand wurde es schnell bitterkalt und wir zogen alles an, was griffbereit war. Als der Mond aufging tauchte er die Salzplatten in ein ganz besonderes Licht, geradezu gespenstisch wirkte es. Später schien der Vollmond über dem jungfräulichen Weiss des Salars, dazu die bunten Tupfer unser Zelte….

...und muss morgens frieren!

Morgens war es noch kälter, minus 3 Grad zeigte das Thermometer an der KTM. Und es fühlte sich noch schlimmer an, denn wir waren schon einige Zeit vor dem Sonnenaufgang auf den Beinen. Mit der Sonne wurde es auch wärmer, endlich! Unzählige Fotos später starteten wir dann zur Kakteeninsel, die mitten im Salar liegt. Mal wieder tauschten Ronni und Heidi die Lenkräder und so genoss Ronni das, wovon sicher viele Motorradfahrer träumen: einmal im Leben auf dem Salar mit dem Motorrad zu fahren! Der GPS Pfeil zeigte die Richtung, noch 53 Km bis zur Isla Incahuasi. Mit 80 Km/h, unserem „normalem“ Reisetempo rollten wir dahin, bis es plötzlich etwas ruppeliger wurde.

Mal eben den Suzuki in die Hand nehmen...

Der Untergrund hatte sich unmerklich geändert, war rau und etwas löchrig geworden – und nass! Das Salzwasser spritze, durchs Vorderrad aufgewirbelt, ans Motorrad und and die Klamotten, Hose und Jacke waren bald schon feucht.  Wir stoppten kurz, noch 15 Kilometer zeigte das GPS, aber das Wasser stand schon einige Zentimeter hoch in den „Hauptspuren“. Es machte nicht viel Sinn weiterzufahren, also zurück. Auf dem Salar sucht sich, wie auch im Wüstensand, jeder seine eigene Spur. Es dauerte einige Zeit, bis wir wieder trockene Salzkruste unter unseren Rädern hatten. Am Salzhotel legten wir eine Pause ein und betrachteten unserer weissen Bikes. Eine dicke Salzkruste bedeckte alles was unterhalb des Tanks war, aber auch die Klamotten waren schon steif – vom Salz! Kein Wunder, hatten wir doch fast 100 Km auf Salz zurückgelegt.

Mist, wie geht das wieder ab??

Der Wassergürtel hatte seinen Schrecken verloren und wieder zurück auf festem und Salzfreien Untergrund ging es zurück nach Uyuni. 1. Waschen, 2. essen und 3. tanken, das war die richtige Reihenfolge. In Uyuni gibt es einige „Waschanlagen“, da ja die Tourjeeps auch immer gewaschen werden. Der kräftige Wasserstrahl wusch erstaunlich gründlich die „weisse Pracht“ wieder von unseren KTM’s und auch der Leihwagen blitze wieder wie neu. Zum essen gab es, richtig! Pollo y Papas….und Benzin? Heute war der unfreundliche Chef da und erklärte uns, dass er an Ausländer kein Benzin verkauft! So ein Mistkerl! Wir sollten an die andere Tanke fahren, und siehe da, hier war die Tankwartin sehr nett und berechnete uns auch nur den Normalpreis, obwohl direkt an unserer Zapfsäule der Zettel mit den Anweisungen für Ausländer hing!

Endlich wieder Pollo y Papas

Im Süden Uyunis besuchten wir noch den Eisenbahnfriedhof, hier rosten bis zu 100 Jahre alte Waggons und viele Lokomotiven einfach so vor sich hin. Ein drittes und letztes Mal befuhren wir die ruppigste Piste, die wir in Bolivien gefunden haben und waren froh, nicht in dem kleinen Suzuki sitzen zu müssen. Wir wollten noch eine Nacht in der Nähe des Salars verbringen, doch irgendwie hatten wir uns mit dem ausgesuchten Hostal vertan. Das sollte nicht 7 Euro kosten wie gedacht, sondern 200 US$! Nein danke, nicht für uns. Mitten im nichts, aber in Sichtweite zum Salar und dem teuren Hotel, stellten wir unsere Zelte auf. Es war kalt, gefühlt viel kälter als auf dem Salar, so dass wir schon bald in unseren Zelten verschwanden. Dick eingemummelt in unsere Schlafsäcke und die zusätzlichen Fleeceinlets schliefen wir schon bald ein.

Eisenbahnfriedhof bei Uyuni

Morgens war es saukalt, minus 7 Grad!!! Brrrr, dick angezogen und ohne Frühstück sassen wir schon um 7 Uhr auf unseren Motorrädern. Die Piste war minimal besser und auch nicht langweilig. Erst nach fast 100 Km Wellblech erreichten wir den ersten, erwähnenswerten Ort. Hier warteten wir in der warmen sonne vor einem kleinen Restaurant auf unsere beiden Begleiter. Die kamen, gut durch gerüttelt und geschüttelt, bald an und wir bestellten unser übliches Frühstück: ocho Huevos fritos y Pan! Ronni und Bigi werden dies wohl ihr Leben lang nicht vergessen, oder?!

Nach einer letzten Flussquerung, eine Brücke gab es nicht, erreichten wir, völlig überraschend und laut Landkarte viel zu früh, den Asphalt. Uns störte es nicht, aber Ronni und Bigi, ja, die waren echt froh, glauben wir.

Endlich, der Aspahlt ist erreicht

Mit dem Erreichen der Asphaltstrasse änderte sich, wie so oft, auch die Landschaft. Es ging geradeaus und auch die Berge verzogen sich fast aus unserer Sichtweite. Ab Ororu rollten wir wieder auf vertrauten Strassen und fuhren zügig gen La Paz. In einem kleinen Kaff übernachteten wir in einem typischen Alojamento, mit Gemeinschaftsdusche und WC, was sicher für die beiden auch eine Erfahrung der anderen Art war. Kurz vor La Paz stoppte uns dann wieder die Polizei, an derselben Stelle wie beim ersten Mal, und, wir seien wieder zu schnell gefahren! Was aber nicht stimmte, und plötzlich schienen sie sich zu erinnern, dass sie damals auch keinen Erfolg bei uns hatten! Diese Pappnasen!

Dummerweise wurden wir wenig später noch einmal von der Polizei gestoppt, und diesmal waren wir wirklich ein wenig zu schnell. Aber da wir auf einmal überhaupt kein Spanisch mehr verstehen konnten (oder wollten), liessen uns die netten Polizisten fahren. In El Alto legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp beim Zoll ein, denn die Aufenthaltgenehmigung für unsere Motorräder musste verlängert werden. Das war im grossen und ganzen nichts besonderes, aber die Mittagspause der Zöllner kam dazwischen, so dass Ronni und Bigi draussen an der staubigen und sehr stark befahrenen Hauptstrasse einige Zeit schmoren mussten. Als wir das Chaos von El Alto endgültig hinter uns gelassen hatten, sahen wir zu unserer Rechten die eindrucksvolle Bergkette der Cordillera Real. In einem kleinen Kaff fanden wir ein Hotel, direkt am Ufer des Titicacasees gelegen, hierher verirren sich nur höchst selten Touristen. Wir waren die einzigen Gäste und so konnte sich die Küchenfee voll und ganz unseren leckeren Forellen zuwenden, die schon bald vor uns auf dem Tisch standen.

Die Bucht von Copacabana

Copacabana am Titicacasee, erreichten wir nach einer Fährfahrt mit einem alterschwachen Kahn, den man auf dem ersten Blick nicht zutrauen würde, dass er sicher das andere Ufer erreichen könne. Aber er tat es und wir genossen die klasse Bergstrasse, die uns Copacabana näher brachte. Auf rund 3830 Meter Höhe liegt der höchste, schiffbare See der Welt. Der Karakul in Tadschikistan liegt auf 3930 Meter Höhe, also noch einmal 100 Meter Höhe, aber auf ihm fährt kein Schiff. In Copacabana fanden wir ein preiswertes Hostal, direkt am See und auch unser Viererzimmer begeisterte uns mit einem tollen Blick auf den Titicacasee. Hier gab es mal nicht nur Hühnchen mit Pommes, nein, hier stand Trucha, also Forelle, ganz oben auf der Speisekarte. Das Menü gab es ab 20 Bolivianos, also 2,20 Euro. Hatten wir schon erwähnt, dass uns Bolivien gut gefällt????

Schilfboot auf dem Titicacasee

Von Copacabana kann man diverse Touren auf dem See unternehmen, wir entschieden uns für einen Bootstrip zur Isla del Sol, der Sonneninsel. Nach der zweistündiger Bootsfahrt mit dem kleinen Boot ging es zu Fuss zum nördlichen Ende der Insel – hier gab es Reste der Inkakultur zu sehen, aber auch tolle Ausblicke auf den See und die schneebedeckten Berge am nordöstlichem Ufer. Auf dem Rückweg sahen wir dann noch ein grosses Schilfboot, so wie es früher, vor tausenden von Jahren, gebaut wurde. Klar, heute ist das nur noch für die Touristen, aber schön anzusehen war es dennoch!

Verkäuferin in Copacabana

Nach einem entspanntem Ruhetag in Copacabana, an dem wir aber immerhin noch den Mirador, den echt steilen Stationsweg erklommen, ging es wieder zurück nach La Paz. Diesmal herrschte starker Wind, so dass sich unsere „Fähre“ arg bog und knirschte. Es schaukelte so sehr, dass wir unsere Motorräder geradeso festhalten konnten – und dabei aber immer aufpassen mussten, wohin wir hintraten. Denn, das „Deck“ bestand nur aus ein paar lose hingelegten Brettern…

Nachdem wir El Alto erreicht hatten, bogen wir noch einmal nach Norden ab. Wir wollten zum Chacaltaya, einem ehemaligen Skigebiet hoch oben in den Bergen. Aber vorher suchten wir uns den besten Weg durch die ärmlichen Viertel von El Alto. Asphalt sucht man hier vergebens, aber Müll findet man dafür umso mehr. Und auch Heidi fand etwas, was wir eigentlich gar nicht finden wollten. Einen schönen grossen Nagel, der machte ihr Hinterrad platt, aber so richtig. Gleich zwei Löcher wollten geflickt werden, anscheinend will der Chacaltaya so richtig bezwungen werden.

Ganz oben, auf 5300 Metern!!!

Irgendwann lagen die letzten Häuser hinter, oder besser, unter uns und auf einer guten Piste ging es aufwärts. Der schmale Weg windet sich äusserst spektakulär an einer Bergflanke immer weiter nach oben, über das grobe Geröll klettern unsere KTM’s problemlos hinweg. Ronni kann seit dem Salar keinen Allradantrieb mehr einschalten, so muss er mit viel Schwung um die engen Kehren fahren. Als die letzten Kehren hinter uns lagen, sah man schon das Ziel. Die Schutzhütte des Andenvereins liegt auf einer exponierten Lage am Berg.

Ein Schild hiess uns willkommen auf dem Chacaltaya, und mit 5300 Metern haben wir unseren absoluten und nur sehr schwer zu toppenden Höhenrekord aufgestellt! Yeah! Ein eisiger Wind pfeift hier oben, aber die Sicht auf El Alto und La Paz, die tief unter uns liegen und der super Blick auf den 6088 m hohen Potosi lassen die Kälte fast vergessen. Ronni lässt es sich nicht nehmen und erklimmt auch noch die letzten 150 Höhenmeter und steht bald, etwas atemlos, wie er später berichtet, ganz oben auf dem Gipfel: 5421 Meter!!! Mit unseren dicken Crosstiefeln haben wir keine Lust wandern zu gehen, und ganz ehrlich, uns reichen die 5300 m mit unseren treuen KTM’s!

Prima Aussicht auf El Alto und den Talkessel von La Paz

Zurück im Oberland ist es viel wärmer, obwohl die Sonne schon untergegangen war, aber wir sind ja auch grad eben 2000 Höhenmeter bergab gefahren. Wir essen ein letztes Mal, na, was wohl? Genau, Pollo y Papas, diesmal verdrücken wir jeder einen halben Broiler….

Die letzten gemeinsamen Tage verbrachten wir im quirligen La Paz. Beim shoppen und schlendern verging die Zeit für die Mädels sehr schnell, nur Ronni und Bernd sassen in der Sonne und warteten….die Stadtrundfahrt mit dem roten Doppeldeckerbus können wir unbedingt weiter empfehlen, so erfährt man einige interessante Dinge und vor allem, man wird echt abenteuerlich durch die engen Gassen der Stadt gefahren.

Typisch für Bolivien und La Paz, Frau mit Hut...

Die gemeinsame Zeit verging viel zu schnell, und schon standen wir wieder am Aeroporto El Alto, nur dass es diesmal am frühen Morgen war. Vielen Dank ihr zwei für die lustige und schöne Zeit, die wir sicher auch nie vergessen werden!! Wir sehen uns….;-)

Wir fuhren mit dem Airportbus rein nach La Paz und trafen uns mit unserem Kumpel „Schlüsselbeinbruch“ Jörg, den wir das letzte Mal in Santiago de Chile getroffen hatten. Dem Schlüsselbein geht’s wieder ganz gut, auch seine Honda AT, der Stahlefant, ist gesund ;-). Wir verbrachten unglaubliche 8 stunden in einem Cafe im Herzen von La Paz. Es gab sooo viel zu erzählen, denn Jörg kam gerade aus Peru und Ecuador – unseren nächsten Zielen. Nebenbei kosteten wir das sehr gute Salatbuffet und zum Kaffee den leckeren Kuchen, das erste Mal seit ewigen Zeiten!

...und Frauen mit bunten Säcken auf dem Rücken. Da kann alles drin sein...

Nach einem gemischtem Ruhe-, Kram- und Waschtag brachen wir unsere Zelte im Oberland endgültig ab und fuhren ein letztes Mal durch El Alto. Hier sah man noch immer die Überreste der verbrannten Reifen auf den Kreuzungen, die letzten Strassenblockaden lagen noch nicht lange zurück. Ungestoppt erreichten wir den kleinen, aber umso quirligeren Grenzort Desaguadero. Hier herrschte reges Treiben, wobei wir nicht genau sagen können, ob nun mehr Waren von Bolivien nach Peru transportiert werden, oder umgekehrt. Am Schlagbaum ging alles unglaublich schnell, Stempel in den Pass, den Zettel fürs Mopped abgegeben, fertig! Auf Wiedersehen Bolivien, schön war es!!!

Bolivien war für uns bis jetzt das schönste, interessanteste, freundlichste und auch das  billigste Land Südamerikas.

zurück zum Jahresfazit

 

 

weiter nach Peru